„Maja“ – Der traditionelle Kopfschmuck beim Alpabtrieb

Wenn im September auf den Alpen die Weiden abgegrast sind und die Temperaturen allmählich sinken, heißt es für Mensch und Tier Abschied nehmen. Wir waren auf der Alpe Latschätz bei den Vorbereitungen für den Alpabtrieb dabei.

„Es ist ein besonderer Tag für die Kühe das Alppersonal – und beide gehen mit einem gewissen Stolz ins Tal“, so Kathrin Häusler, Sennerin auf der Alpe Latschätz, über die farbenprächtige Heimkehr durch das Gauertal. Nach fast 100 Tagen und einem Arbeitspensum von teilweise zwölf Stunden pro Tag überwiegt zwar die Freude, dass alle wieder gesund ins Tal zurückkehren, aber im Gespräch mit den Älplern ist fast ein wenig Wehmut zu spüren, dass der Sommer schon wieder vorbei ist. „Die Zeit ist immer viel zu kurz, denn im Frühling kann man es kaum erwarten, bis man wieder auf die Alpe raufkommt“, erklärt Kathrin.
Die Vorbereitungen auf den großen Tag verlangen den Älplern einiges an Aufwand ab. So gehören das Binden der traditionellen Maja – der Blumenschmuck, den die Tiere zur Feier des Alpabtriebs auf dem Kopf tragen – und das Polieren der Glocken zur Tradition. Die Vorbereitungen für das „Maja binda“, wie es im Montafon genannt wird, beginnen bereits eine Woche zuvor. In mühevoller stundenlanger Handarbeit entstehen aus Seidenblumen, Tannenspitzen und Erikakraut farbenprächtige Kränze und Kronen. Sie repräsentieren den ganzen Stolz der Bauern.

Kathrin weiß um die besondere Bedeutung der Maja, denn ob und wie die Tiere geschmückt werden, das handhabt jede Alpe anders: „Geschmückt wird nur dann, wenn sowohl für Mensch als auch für Tier von einer unfallfreien Alpzeit gesprochen werden kann.“ Während früher die Verteilung des Kopfschmucks nach Größe und Aussehen erfolgte, nimmt heute nur noch die sogenannte „Milkstöfleri“ – also jene Kuh, die am meisten Milch gegeben hat – eine Sonderstellung ein. „Aber bei uns werden alle Kühe schön gemajat. Es sind alles gute Kühe“, ergänzt Alpmeister Franz Jenny mit einem Augenzwinkern.

Älpler, Einheimische und Gäste erwarten die geschmückten Herden im Tal und heißen sie feierlich willkommen. Unten im Tal angekommen stellen sich die Tiere dann, fast einer Parade gleich, zur Schau, bevor sie schließlich an ihre Besitzer übergeben werden. Bauernmärkte mit Spezialitäten direkt von den Alpen und Live-Musik bilden den passenden Rahmen dafür. Dabei wird mit dem einen oder anderen Gläschen auf die erfolgreiche Alpsaison und das Wohl der Heimkehrer angestoßen.

„Für das Binden einer Maja brauchst Du ungefähr eine Stunde“ Älplerin Kathrin

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