Sch(l)afes Bruder

Peter Kasper hat einer Tierrasse neues Leben eingehaucht und so ein Stück Montafon erhalten

Er ist das, was man getrost als Idealisten bezeichnen darf. Mit unermüdlichem Einsatz und der Unterstützung gleichgesinnter Mitstreiter hat Peter Kasper das Montafoner Steinschaf vor dem Aussterben gerettet. Und das war erst der Anfang: Langsam, aber sicher werden die putzigen Fellträger im Land wieder so richtig heimisch.

„Wir Montafoner sind bescheiden, stolz, ehrlich und robust“, findet Peter Kasper. Eigenschaften, die ihm in den Sinn kamen, als er vor ein paar Jahren auf der Dornbirner Messe einem gewissen Markus Stadelmann in die Arme lief. Der war damals vermutlich der Letzte, der sich im Land noch um Montafoner Steinschafe kümmerte. Peter Kasper kannte die Rasse bis dahin nur von Erzählungen. Aber irgendwie habe er sofort Feuer gefangen und mit Martin Mathies einen kongenialen Partner gefunden. Gemeinsam haben sich die beiden zum Ziel gesetzt, die neben dem Montafoner Braunvieh einzige Tierrasse aus Vorarlberg vor dem drohenden Aussterben zu bewahren. 

Was ihnen in den vergangenen Jahren mit großem Erfolg gelungen ist. Noch dazu im Nebenerwerb. „Ich bin kein Bauer, davon könnte ich nicht leben.“ Sein Geld verdient Peter Kasper in der Versicherungsbranche. Die Schafe sind nur Hobby. Ein schöneres kann er sich freilich nicht mehr vorstellen. Dafür opfert er auch einen Großteil seiner freien Zeit – aufstehen um 5 Uhr und wenig Schlaf mit eingeschlossen. Wenn er von seinen Tieren zu erzählen beginnt, kommt Peter Kasper aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Sie seien beispielsweise hervorragend geeignet für die Beweidung von Hanglagen und Alpwiesen. Und leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt dieser schwierig zu bewirtschaftenden Flächen. Ihr Fleisch gilt unter Kennern als Delikatesse. Ganz besonders hebt Kasper die gesunde Schafwolle hervor. Verarbeitet in Pfülfli genannten kleinen Kissen wirkt sie entzündungshemmend und stoppt Erkältungen. Außerdem fördern die Pfülfli die Nachtruhe – gesunder Schlaf ganz ohne Schafe zählen … 



„Unser vielfältiges Kulturerbe ist ein riesiger Wert, der nicht verloren gehen darf. Ihn zu erhalten geht nur gemeinsam.“

Peter Kasper aus St. Gallenkirch

Kulturelles Erbe

„Über allem steht für mich aber, dass die Tiere ein Stück Montafon sind.“ Sehr, sehr lange Zeit seien die Tiere im Tal stark verbreitet gewesen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg habe sich der Trend immer mehr Richtung Rinder- und Schweinefleisch entwickelt. Dabei hatten Steinschafe früher nicht den allerbesten Ruf. Auch seinen Vater musste er zuerst von der Sinnhaftigkeit der Initiative Steinschaf überzeugen. „Met dena Koga muasch mr net ko“ (frei übersetzt: Lass mich in Ruhe mit diesen ungezogenen Wesen) hatte ihm der ausgerichtet, als er von seinen Plänen berichtete. „Wenn man die Steinschafe richtig hält, sind sie aber sehr angenehm: widerstandsfähig, leicht zu halten und sehr zutraulich.“ Was die auffallend kleinen Tiere, 70 cm sind schon ein Steinschaf-Gardemaß, vor allem auch bei Kindern sehr beliebt macht. So konnte sich auch Sohn Fabian der Begeisterung seines Dätas (montafonerisch für Papa) nicht entziehen: Füttern, misten, scheren, Klauen schneiden nennt der Zehnjährige als seine wichtigsten Aufgaben bei der Betreuung der Schafe, mit denen er fast jede freie Minute verbringt.

Zurück zum Natürlichen

Wenn heute landesweit wieder 400 Steinschafe gezählt werden können (davon über die Hälfte im Montafon), dann sieht Peter Kasper das auch als Beleg dafür, dass es überall „zurück zum Natürlichen“ geht. „Die Leute sind von industriellen Produkten gesättigt. Man sucht wieder das Authentische – Regionalität und Heimatverbundenheit rücken wieder in den Vordergrund.“

In Sicherheit lässt sich Peter Kasper davon aber nicht wiegen. Zu sehr ist ihm die Heimat ans Herz gewachsen. „Wir dürfen keine Gelegenheit auslassen um den Leuten zu sagen, was wir da haben. So schön wie bei uns ist es nirgendwo.“ Dieses vielfältige Kulturerbe sei ein riesiger Wert, der nicht verloren gehen dürfe. Ihn zu erhalten gehe nur gemeinsam. Dazu gehöre auch, dass sich Tourismus und Landwirtschaft mit gegenseitiger Wertschätzung begegnen. Mit seinen Schafen zeigt er einen Weg, wie das gelingen kann.

Wer Peter Kasper auf diesem Weg unterstützen möchte: Auch Steinschafe freuen sich über Besuch. Und wer dabei für die kleinen Gesellen Feuer fängt, kann gerne auch eine Patenschaft für sie übernehmen.