Hoffnungsträger mit viel Potential

Die junge Generation im Tal sucht den Zusammenhalt

In den Gesprächen mit den Montafonern ist viel von Tradition die Rede. Der Nachwuchs im Tal wächst zunehmend in die nicht immer einfache Aufgabe, diese alten Tugenden in eine neue Zeit zu übertragen. Wir haben uns mit drei engagierten Vertretern der jungen Generation auf einen Kaffee getroffen.

Ihr seid Vertreter einer neuen gastronomischen Generation im Tal. Wie leicht oder schwer ist es für euch, eure Ideen durchzusetzen?

Robin: Der Spagat zwischen Alt und Neu ist nicht so einfach. „Das haben wir immer schon so gemacht“ ist auch im Montafon ein gern gebrauchtes Argument, um Veränderungen aufzuschieben.

Raphael: Es stimmt: Vieles braucht bei uns etwas mehr Zeit. Aber das ist nicht immer schlecht.

Wo seht ihr das Tal mittelfristig? Wohin wird sich das Montafon entwickeln?

Tobias: Zur Ganzjahresdestination. Das hat auch bei längerer Betrachtung ein Riesenpotential.
Robin: Der Sommer wird immer wichtiger werden, da müssen wir uns aufstellen.
Raphael: Was mit dieser phantastischen Natur auch gelingen wird. Nur das Wanderangebot alleine ist schon ein Trumpf, auf den wir vertrauen können. Der Winter wird nicht mehr groß zu steigern sein, da läuft es traditionell sehr gut.



„Der Sommer wird immer wichtiger werden.“

Robin Tagwercher aus Tschagguns

Was erwartet der Gast vom Montafon?

Tobias: Wer nur dauerhaft bespaßt werden will, ist hier fehl am Platz.
Robin: Das Montafon ist eher traditionell, wir sind nicht Ischgl.
Raphael:  Die Leute suchen hier eine andere Form der Unterhaltung: Nachtrodeln, Stockschießen, ein Skitag mit dem Gastgeber … Wir zeigen unseren Gästen auch gerne unsere Jagd. Eine Wildtierfütterung live zu erleben oder bei einem Pirschgang dabei zu sein, das sind Erlebnisse, die du nicht mehr vergisst. 
Robin:     Der Montafon-Urlauber schätzt das Persönliche, das Bodenständige. Wenn er das bekommt, wird aus dem Gast ein Stammgast.



„Das fast überall übliche ‚Du‘ zieht dich schnell ins Tal hinein.“

Tobias Kieber aus Schruns

Wie gut ist das Miteinander im Tal?

Tobias: Ich kann hauptsächlich für die Jüngeren sprechen. Da passt es sehr gut. Wir haben gesehen, dass aus Zusammenhalt viel entstehen kann. Am Ende vom Tag leben wir alle vom selben Kuchen.
Raphael: Ich bin nicht nur Gastgeber aus Leidenschaft, für mich spielt  auch die Landwirtschaft mit unseren Kühen eine große Rolle. Genau dieser Punkt ist für mich sehr wichtig, wenn wir vom Miteinander reden. 
Robin: Was Raphael meint: Das Zusammenspiel von Tourismus und Landwirtschaft ist entscheidend für unser Wohlergehen.
Raphael: Mein Papa hat mich den Respekt vor der Natur gelehrt. Ich kümmere mich um unsere kleine Landwirtschaft und schau dazu, dass regionale Produkte im Hotel eine große Rolle spielen. Und unser Wildfleisch beziehen wir zu 100 Prozent aus der eigenen Jagd.

Wenn sich das Tal weiterentwickelt, verändern sich auch die Gäste?

Robin: Wir bieten am Berg ein relativ einfaches Produkt zu einem sehr guten Preis an. Trotzdem werden die Ansprüche und Erwartungen immer größer. 
Raphael: Erfreulich ist die zunehmende Bereitschaft, für gute Qualität einen angemessenen Preis zu bezahlen.
Tobias: Wenn’s Bier ausgeht, dann ist das heutzutage nicht mehr so schlimm. Aber wenn das WLAN ausfällt, das ist eine Katastrophe. Da sind unsere Gäste aber nicht anders als alleanderen.



„Vieles braucht bei uns etwas mehr Zeit. Aber das ist nicht immer schlecht.“

Raphael Mäser aus Schruns

Wie werden die Montafoner von den Gästen wahrgenommen?

Tobias: Freundlich und offen. Interessanterweise sehen sich die Einheimischen selbst oft etwas anders. 
Robin: Die Gäste nehmen diese Offenheit auch gerne an. Das Persönliche erzeugt eine Art von Nähe, die bei den Leuten sehr willkommen ist.
Raphael: Das kann ich nur bestätigen. Wir leben selber im Hotel und haben auch dadurch einen sehr direkten Kontakt zu den Gästen. Für viele wird das Hotel zu einer zweiten Heimat.
Tobias: Das fast überall übliche „Du“ tut noch das Seinige dazu. Es zieht dich meist schnell ins Tal hinein.
Robin: Vor allem, weil es ein respektvolles „Du“ ist. Es signalisiert Bodenständigkeit, die echt ist und gerne angenommen wird.