Montafoner Urgestein

Wer für den Begriff „Montafoner Urgestein“ das passende Gesicht sucht, kann bei Toni Kofler keinen Fehler machen. Dabei kommt das weitum bekannte Original eigentlich aus dem Südtirol.

Fast 50 Jahre ist es her, dass der Toni, wie er von allen genannt wird, das erste Mal Montafoner Luft schnupperte. Gekommen ist er damals aus dem Südtirol, wo er als letztes von 19 (!) Kindern in einer Bauernfamilie aufgewachsen war. „Alle selbe Mama und selber Papa“, erzählt Toni mit dem ihm eigenen Humor über seine Geschwister. Zwischen dem ersten und dem letzten Kofler-Spross lagen übrigens gerade einmal 27 Jahre …

Die 19 Kinder hielten zusammen wie Pech und Schwefel und deshalb folgte der Jüngste auch dem Rat eines älteren Bruders, der als Musiker nach Bludenz gekommen war und bei einem Abstecher das Montafon für sich entdeckte. Toni tat es ihm nach und kam 1968 ins Tal – um gleich für immer zu bleiben. Er mietete sich eine Hütte, lernte seine erste Frau kennen und betrieb mit ihr lange und erfolgreich das Gasthaus „Klein Tirol“.  

1999 baute Roman Tagwercher bei der Golmerbahn-Bergstation das „Sonna Hüsli“ und bot dem beliebten Gastronomen eine neue Aufgabe an. Seitdem ist es Tonis zweite Heimat. Jeden Tag ist der heute 74-Jährige von halb acht am Morgen bis halb fünf am Nachmittag im Einsatz. „Wenn man etwas gerne macht, ist das kein Problem“, antwortet der rüstige Senior auf den Hinweis, dass es die meisten anderen in seinem Alter beruflich deutlich ruhiger angehen lassen. Als Chef und Koch ist er zuständig für das leibliche Wohl vonunzähligen Gästen, die in der Stube und auf der Terrasse Platz finden.

Wer glaubt, dass sich Toni im Sommer von den anstrengenden Wintermonaten erholen muss, der wird über seine Holzleidenschaft aufgeklärt. Die warme Jahreszeit verbringt er hauptsächlich im Wald und beliefert die ganze Familie mit Brennholz. Beim Schindeldachdecken hat er schon so manchem Nachbarn geholfen.

„A eigenes Völkle“ seien die Leute im Tal, sagt Toni Kofler. Aber „kommod“ (für Nicht-Eingeweihte: angenehm) und mit einer ordentlichen Portion Rückgrat ausgestattet. Kein Wunder, dass er mit der Tochter des ehemaligen Montafonerbahn-Direktors eine Ur-Montafonerin als Frau fürs Leben gefunden hat. Mit ihr zusammen wohnt er in Vandans, auch seine beiden Töchter sind dem Tal treu geblieben. 

Was er nach so vielen Jahren als typisch Montafonerisch bezeichnen würde, wollen wir von Toni wissen: „Die einmalig schönen Berge“, kommt wie aus der Pistole geschossen. Und der Dialekt. Den er selber noch immer nicht ganz beherrscht. Trotz seines – Eigendefinition – „Kuddelmuddel aus Tirolerisch und Schweizerisch“ haben sie ihren Toni überall ins Herz geschlossen. Einen liebenswerten, grundehrlichen Menschen, der jeden gelten lässt und sich – wie viele im Tal – selber immer treu geblieben ist. Was dem Ausdruck „Urgestein“ noch einmal eine ganz besondere Note verleiht.