Drei im Gespräch

Rund im Montafon Tourismus

Wohi gôt's

"Echt Muntafu" Ausgabe 01 / 2014

Als die Herrenrunde in der „Muntafuner Stoba“ zusammentrifft, wird schnell klar: Die Drei kennen sich, verstehen sich, schätzen sich. Im entspannten Gespräch erörtern sie neben der neuen Strategie, die künftigen Aufgaben und Ziele.

Manuel Bitschnau, Geschäftsführer von Montafon Tourismus, der Tschaggunser Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzende von Montafon Tourismus Herbert Bitschnau und Hannes Jochum, Geschäftsführer von Illwerke Tourismus und Vertreter der Bergbahnen bei Montafon Tourismus, haben in den vergangenen Monaten viel Energie investiert, um die Tourismuskräfte im Montafon zu einen. Inzwischen sitzen Touristiker, Gemeinden und Seilbahnen im selben Boot und steuern auf gemeinsamem Kurs. Zu tun gibt es noch genug, da sind sich alle einig. 

Das Interview

mit Hannes Jochum, Herbert Bitschnau und Manuel Bitschnau

Manuel Bitschnau, vor welchen Herausforderungen steht der Tourismus im Montafon – und welche Chancen bieten sich, um im Wettbewerb gegen andere Regionen zu bestehen?
M. Bitschnau: Ich bin überzeugt, dass das Montafon gesamt gesehen mehr Chancen als Risiken oder Probleme hat. Wir haben eine unglaublich schöne Landschaft, viele engagierte Gastgeber und sehr gute, stabile Märkte vor der Haustür. Die Bergbahnen sind stark im Verbund, Montafon Tourismus ist vereint. Die Voraussetzungen sind schon lange nicht mehr so gut gewesen. 

Und welche Hürden gilt es zu nehmen?
M. Bitschnau: Eine große Herausforderung sind zweifellos die Veränderungen auf dem Markt, die Schnelligkeit, das gewandelte Gästeverhalten, Online-Buchungen und die vielen Kanäle, die man bespielen muss, um überhaupt Erfolg zu haben. Aber auch die sinkende Tourismusgesinnung in manchen Orten. In Folge fallen Betten weg, Orte machen sich nicht mehr Gedanken um touristische Großprojekte. Deshalb sehen wir es als unsere Aufgabe, in Zukunft die Stellung des Tourismus im Tal zu sichern und der Bevölkerung seine Vorteile aufzuzeigen. Im Montafon ist der Tourismus nun mal der stärkste Wirtschaftszweig. Gerade ist das Projekt „Ortsprofilschärfung“ gestartet. Jetzt, wo das Tal als Einheit nach außen vermarktet wird, muss man die Ortschaften unterscheiden können. Es darf kein „Einheitsbrei“ sein. Die Positionierung der einzelnen Orte und die Marktsegmentierung muss weiter vorangetrieben werden.

H. Bitschnau: Genau das ist der richtige Weg: Das Montafon als Ganzes nach außen zu tragen und im Tal die vielen kleine Mosaiksteinchen, die wir touristisch vorweisen können, zu präsentieren. Bis auf wenige Dinge in der Infrastruktur haben wir ja auf kleinstem Raum alles. 



„Jeder Ort hat seine individuellen Besonderheiten, die es nach außen zu positionieren gilt.“

Manuel Bitschnau

Herr Jochum, auch unter den Bergbahnen herrscht wieder Einvernehmen. Das geht sogar so weit, dass der steinige Weg zu einer Montafon Card frei geworden ist.
H. Jochum: Stimmt. Die gute Zusammenarbeit im Tal ist auch den Bergbahnen ein großes Anliegen. Schlussendlich ist eine Einigung in Sachen Mehrtagesskipässe und einer Montafoner Saisonkarte die notwendige Basis für die gesamte landesweite Saisonkarte "Ländle-Card". Kurz gesagt, die Montafoner Bergbahnen sind bestrebt, eine aktive Rolle für eine Weitereintwicklung des Tourismus im Tal darüber hinaus zu übernehmen.

Und wie sieht es bei den Bergbahnen mit neuen Projekten aus?
H. Jochum: Man spricht jetzt untereinander auch offen darüber, was man macht oder machen möchte. Zum Beispiel baut Silvretta Montafon gerade eine neue Panorama Bahn. Und ich denke, bei uns am Golm wird in drei, vier Jahren wieder ein neuer Lift anstehen. Wichtig wird sein, dass wir uns verstärkt auf den Ganzjahrestourismus fokussieren. Dass wir die vergangene Sommersaison positiv abgeschlossen haben, ist ein Resultat dessen, dass in der Vergangenheit entsprechend investiert worden ist. Diesbezüglich haben wir schon einige spannende Projekte in der Pipeline. In Summe gilt es, das Angebot im Montafon für jeden das ganze Jahr über attraktiv zu gestalten.



„Die gemeinsame Montafon Card verdeutlichen den Zusammenhalt im Tal.“

Hannes Jochum

Welche Projekte wird Montafon Tourismus als nächstes in Angriff nehmen? 
M. Bitschnau: Als eine unserer Kernaufgaben sehe ich die Unterstützung und Betreuung der Gastgeber sowie diverse Qualifizierungsmaßnahmen oder technische Hilfsmittel im Buchungsprozess. Dann laufen konkrete Projekte im Produktbereich, darunter verschiedene Online-Services für den Gast, damit er sich schon vor dem Urlaub perfekt vorbereiten kann. Schlussendlich muss jetzt ein Prozess zur Markenprofilierung und Strategieschärfung im Montafon in Gang gesetzt werden. 

Ab Ende Jänner 2015 gehen im Montafon und in Liechtenstein die Europäischen Olympischen Jugendspiele, kurz EYOF, über die Bühne. Was bedeutet das Großevent für den Tourismus?
H. Bitschnau: Zum einen wird es die größte olympische Veranstaltung, die Vorarlberg bisher je bekommen hat. Zum anderen wird nachhaltige Infrastruktur geschaffen, wie die Schanzenanlage und der Aktivpark Montafon. Und nicht zuletzt bringen wir Jugendliche ins Tal, die wir als Gäste von morgen gewinnen können. Der besondere olympische "Spirit" war jedenfalls bereits im Vorfeld, als das Organisationskomitee zum ersten Mal in die Ortschaften kam, spürbar - ich bin überzeugt, dass sich das noch steigert. 
 



„Der Tourismus im Montafon steht auf zukunftsfähigen Beinen.“

Herbert Bitschnau

Zum Abschluss werfen wir doch noch einen Blick in die Kristallkugel, zehn Jahre in die Zukunft, ins Montafon im Jahr 2024: Was ist geblieben, was hat sich gewandelt?

M. Bitschnau: Ich sehe das Tal nachhaltig entwickelt und eine weitere Steigerung der Wertschöpfung. Vorarlberg hat derzeit neben Wien die höchste Wertschöpfung pro Gast in Österreich, und das muss auch so bleiben. Daran hängen letztlich die Löhne und die Qualität ab. 

H. Bitschnau: Ich glaube, wir können uns qualitativ noch verbessern. Quantitativ stoßen wir in unserem engen Lebensraum auch im Tourismus an Grenzen, denn wir müssen Natur erhalten und nicht zu sehr verändern. Ich würde mir wünschen, dass wir in zehn Jahren einen höheren Stellenwert in Vorarlberg haben. Wir haben selbst in kritischen Jahren bewiesen, dass der Tourismus eine Stütze für das Land ist, gerade was Arbeitsplatzsicherung und Wertschöpfung betreffen.

H. Jochum: Ich würde mir wünschen, dass wir dann alle von „üsram Muntafu“ reden: unsere Gäste, die Leute in der Umgebung, mit denen wir arbeiten, und schließlich die Bevölkerung. Wenn wir das schaffen, ergibt sich alles andere von selbst. 

KURZINFO aus dem "Echt Muntafu" Ausgabe 01 / 2014

34 Mitarbeiter hat Montafon Tourismus insgesamt an 10 Standorten. Das sind um 11 Vollzeitkräfte weniger als vor der Fusionierung. Im Sommer unterstützten 3 Praktikanten und 16 Saisoner (BergePlus) das Team.

4 Aufgabenbereiche unterteilt Montafon Tourismus:

Kundenservice
Marketing und Kommunikation
Produkte
Events

 

Beim Tourismustag 2013 wurde erstmals ein Marketingbeirat gewählt. Dieser besteht aus sechs Vertretern der Vermieter, je einem Vertreter der vier Bergbahnen und einem Vertreter der Wirtschaftsgemeinschaft Montafon.
Für Montafon Tourismus ist der Marketingbeirat ein Bekenntnis zur Zusammenarbeit mit den Montafoner Gastgebern. Entscheidungen werden nun gemeinsam getroffen und breiter mitgetragen. Möglichkeiten zum Austausch mit den Touristikern bieten die Tourismustage und die Tourismusstammtische: Jeder, der sich einbringen will, hat die Chance dazu.
Mitglieder Marketingbeirat: Daniel Dönz, Ruth Tschofen, Markus Felbermayer, Christoph Metzler, Daniel Kinast, Jürgen Zudrell, Hannes Jochum, Sabrina Fleisch, Gregor Kreuzer, Regina Knünz, Tobias Stergiotis.
Ersatzmandatare: Doris Netzer und Patrick Rösler.

Gemeinsam für das Tal

Der lange Weg

Ein frischer Wind weht durch das Montafon, seit der Tourismus im Tal unter einem Dach zusammengeführt worden ist. Mit vereinten Kräften geht es jetzt daran, die starke Marke „Montafon“ nach außen zu tragen – und in der Bevölkerung zu verwurzeln.


Noch vor zwei Jahren flatterten bei den Bergbahnen eine Menge Einladungen zu den traditionellen Gastgeberinformationstagen im Herbst herein – aus Schruns-Tschagguns, Vandans, St. Gallenkirch, Gaschurn. Der Tourismus im Tal war dezentral organisiert und jede Gemeinde eigenständig unterwegs. Wohl trat Montafon Tourismus als Marketinggesellschaft auf, doch war das Unternehmen in der Bevölkerung und bei den örtlichen Tourismusverantwortlichen nicht so verankert, wie gewünscht. „Montafon Tourismus drang nicht mehr in die Ortschaften durch“, erklärt Herbert Bitschnau, Bürgermeister von Tschagguns und Aufsichtsratsvorsitzende von Montafon Tourismus. Gerade im Bereich der Produktentwicklung und bei den Veranstaltungen klappte die Abstimmung mit den Gemeinden nicht immer. 

KNAPPE GELDER - STEIGENDE ANFORDERUNGEN
Hinzu kam die Tatsache, „dass das Montafon schon die kleinste Einheit ist, die man überhaupt auf dem Markt positionieren kann“, so Manuel Bitschnau, Geschäftsführer von Montafon Tourismus. Zudem wurden allerorts die Gelder immer knapper, während die Anforderungen seitens der Gäste ständig stiegen. Dies führte dazu, dass man im Tal begann, die bisherigen, mitunter auch gegensätzlichen Positionen zu überdenken. Die Gemeinden und Bergbahnen haben mit Dr. Wolfram Auer und später mit Robert Wildhaber einen Prozess in Gang gesetzt mit dem Ziel, eine gemeinsame Talfirma auf die Beine zu stellen, Mittel zu bündeln, Doppelgleisigkeiten abzuschaffen und künftig mit einer Stimme die Marke „Montafon“ nach außen zu kommunizieren. Im Frühjahr 2013 übernahm Manuel Bitschnau als neuer Geschäftsführer mit seinem Team die Umsetzung dieses Konzeptes. Nun ging es darum, mit Montafon Tourismus, Schruns-Tschagguns-Tourismus und Hochmontafon-Tourismus drei zum Teil völlig unterschiedliche Unternehmen zusammenzuführen – Mitarbeiter, Organisation- und auch Infrastrukturen zu vereinen und parallel dazu eine neue Organisation aufzubauen. Mit den bisherigen Gesellschaftern mussten neue Vereinbarungen und neue Budgets ausgehandelt werden. Gleichzeitig galt es den normalen Betrieb weiterzuführen. 

ALLE AN EINEM STRANG
Wenn acht Gemeinden gewohnte Hoheitsbereiche aufgeben sollen, so ist das selbstredend kein einfacher Prozess. Gemeinden, ihre Vertreter und andere Partner mussten außerdem zuerst einmal mit dem neuen Konstrukt und der Frage, was Montafon Tourismus jetzt eigentlich macht, vertraut werden. Darauf angesprochen meint Bürgermeister Herbert Bitschnau: „Die Gemeinden haben die Zeichen der Zeit erkannt und sich zusammengerauft, um Montafon Tourismus auf modernere, zukunftsfähige Beine zu stellen.“
In der Bevölkerung ist die Bündelung der Tourismuskräfte überwiegend positiv aufgenommen worden. Es gibt jedoch auch Skeptiker, die sich damit nach wie vor schwer tun. Die kritischen Stimmen gilt es nun zu überzeugen, dass es nur von Vorteil sein kann, wenn alle an einem Strang ziehen. Darum ist Manuel Bitschnau der Kontakt zu den Montafonerinnen und Montafonern so wichtig. Er ist überzeugt: „Wenn wir entsprechend informieren, die Menschen im Tal einbinden, Aktionen setzen und ortsübergreifend agieren, wird man sich irgendwann gar nicht mehr vorstellen können, dass der Tourismus einmal getrennt war.“

Ein starker Tourismus, der von vielen Schultern getragen wird, schafft nicht zuletzt attraktive Arbeitsplätze. Und wenn Einheimische wieder verstärkt in der Region einen Job finden, der sie ausfüllt, und dabei Spaß am Tourismus haben, tut sich die große Chance für das Montafon auf: Die Schönheit des Tales verbunden mit „sina Lüt“, die von Herzen authentische Gastgeber sind.
 

KURZINFO aus dem "Echt Muntafu" Ausgabe 01 / 2014

 

Zuständigkeiten von Montafon Tourismus:
Montafon Tourismus ist zuständig für die Vermarktung der Region nach außen und für die Entwicklung von Produkten und Veranstaltungen – dabei beschränken sich die Touristiker aufs Tal.
Weiters betreibt Montafon Tourismus die Tourismusbüros und betreut Gäste und Gastgeber.

Zuständigkeiten der Bergbahnen:
Auf den Bergen übernehmen die Bergbahnen diese Aufgabe.

Zuständigkeiten der Gemeinden:
Die Gemeinden kümmern sich indes etwa um die Ortsgestaltung, Beschilderungen, Wanderwege sowie um die Sport- und Freizeiteinrichtungen.



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