Im Museum Frühmesshaus Bartholomäberg
Das Museum Frühmesshaus Bartholomäberg
Das seit 1657 existierende Frühmesshaus in Bartholomäberg dient seit Juni 2009 als Museum und bereichert als herausragendes bauhistorisches Denkmal den Ortskern. Der Frühmesser war über Jahrhunderte der zweite Priester im Ort und hatte unter anderem die Frühmesse zu lesen. Die Besonderheit des Frühmesshauses am Bartholomäberg ist seine Lage mit dem einzigartigen Panoramablick über das Tal. Hier liegen auch die historischen Wurzeln der Montafoner Siedlungsgeschichte und lange Zeit war Bartholomäberg der Hauptort des Tales. Das Museum zeigt insbesondere die barocke Baukultur der Region. Die herausragende Architektur des frühbarocken Gebäudes sowie Meisterwerke des barocken Mobiliars bilden einen stimmungsvollen Rahmen für Ausstellungen zur Montafoner Kulturgeschichte sowie zur spannenden Historie der Standortgemeinde Bartholomäberg. Die Sonderausstellungen nehmen Bezug auf den lokalen Raum aber auch auf die in den anderen Montafoner Museen gezeigten Schwerpunktthemen.
Aktuelle Forschungen als Basis
Die langjährigen (montan-)archäologischen Untersuchungen der Goethe-Universität Frankfurt am Main bildeten die Grundlage für das neue Museum Frühmesshaus Bartholomäberg. Wie die Forschungen zeigen, setzte die prähistorische Besiedlung am Bartholomäberg vor über 3500 Jahren in der Bronzezeit ein und stand im Zusammenhang mit dem ältesten Bergbau in der Region und weit darüber hinaus. Bemerkenswert sind die durch das menschliche Siedeln und Wirtschaften hervorgerufenen Umweltveränderungen, die seit der Bronzezeit immer wieder zu Umweltkatastrophen geführt und vollständige Siedlungsareale überdeckt haben. So lassen sich in Höhen zwischen 800 und über 2000 m Werden und Vergehen unterschiedlichster menschlicher Aktivitäten wie Ackerbau und Weidewirtschaft sowie insbesondere Bergbau in idealer Weise nachvollziehen. Die ältesten Spuren des Bergbaus reichen nach aktuellen Untersuchungen mindestens bis in keltische Zeit zurück und stellen die ältesten Belege für den Bergbau im Montafon und darüber hinaus dar. Ausgangspunkt ist eine der ältesten bronzezeitlichen Burgen in den Alpen im Friaga Wald, wo eine bis zu 80 m lange und bis zu 3 m breite Steinmauer eine kleine Siedlungsfläche mit ursprünglich bis zu acht Blockbauten schützte.
Besonders eindrucksvolle Spuren des spätmittelalterlichen Bergbaus sind auf dem Kristbergsattel in Silbertal sowie am Bartholomäberg zu finden. Wer von der Ortsmitte von Bartholomäberg den alten Bergknappenweg zur Bergbauzone einschlägt (Gehzeit 30 Minuten), stößt im unter Denkmalschutz gestellten Bergbaurevier in den Gewannen Knappagruaba und Worms auf zahlreiche Abraumhalden und Stollenmundlöcher. Informationstafeln erläutern die Geschichte des Bergbaus und die montanarchäologischen Quellen an Ort und Stelle. Ein Pendant dazu ist der Silberpfad auf dem Kristberg, der sich für Familien und Kinder eignet und in verschiedenen Stationen die Erforschung der Bergbaugeschichte und ihre Methoden erläutert.
Ein Bergschmied wird »lebendig«
Zu den Highlights im Museum Frühmesshaus Bartholomäberg zählt die Rekonstruktion einer spätmittelalterlichen Bergschmiede vom Bartholomäberg. Sie wurde bis 2014 von der Goethe-Universität ausgegraben und ist die erste bekannte Bergschmiede im Montanrevier des Montafon. Schmiede waren unverzichtbare Handwerker im Bergbau, denn sie mussten täglich die verschlissenen Bergeisen der Bergleute ausbessern und erneuern. Aus historischen Quellen ist bekannt, dass ein Bergmann (Hauer) 15 bis 20 Bergeisen am Tag verschliss. Ein Lebensbild von Frank Trommer zeigt einen Schmied und seinen Gehilfen an der Esse mit Werkzeugen und Blasebälgen am Schmiedefeuer.
Wissenschaft und Geschichte »hautnah«
Im Museum Frühmesshaus Bartholomäberg wird Geschichte lebendig. In Bartholomäberg sind zahlreiche originale Exponate wie Beile und Lanzenspitzen der Bronze- und Eisenzeit zu sehen, die eine Begehung des Gebirges und der Pässe in prähistorischer Zeit dokumentieren. Dazu werden die Funde aus den langjährigen Grabungen und interdisziplinären Forschungen der Goethe-Universität Frankfurt wie auch von Projekten der Universität Zürich auf der Silvretta und der Universität Innsbruck im Gauertal präsentiert.