Alpabtrieb - ein besonderes Erlebnis

Imposante Heimkehr

Seit Jahrhunderten sömmert das Vieh im Montafon auf hoch gelegenen Alpen. Am Leib gestärkt und gut genährt, kehren die Rinder im Herbst ins Tal zurück. Dieser Tag des Alpabtriebs wird seit über 400 Jahre in beinahe unveränderter Form gefeiert.

Alpabtrieb Alpe Spora | © Montafon Tourismus GmbH Schruns

"Pfiat Di" von der Alpe

Es hat jahrhundertealte Tradition bei uns im Montafon, dass ein Großteil des Viehs – neben Kühen sind auch Schafe, Ziegen und Esel, das sogenannte „Piefl“, darunter – die Sommermonate auf der Alpe verbringt. Wieso das so ist, erfährst Du hier. Die frische Bergluft, die saftig grünen Gräser und die vielen Alpkräuter bilden die Futtergrundlage für feinste Alpmilch aus der wiederum Butter und Käse direkt auf der Alpe hergestellt werden.

Wenn im September auf den Alpen die Weiden abgegrast sind und die Temperaturen allmählich sinken, heißt es für Mensch und Tier Abschied nehmen. Gut genährt kehren sie ins Tal zurück. Mit im Gepäck haben sie die letzten Stück Butter, Bergkäse und die regionale Spezialität „Sura Kees“. Wann genau die Alpabtriebe stattfinden, hängt dabei vom Wetter ab.

Wenn der Festzug im Tal angekommen ist und die letzten Meter durch die Dorfstraßen schreitet, werden sie unter bewundernden Blicken der Zuschauer freudig willkommen geheißen.

„Es ist ein wahnsinnig tolles Gefühl, wenn einen so viele Menschen empfangen. Das macht mich als Alpmeister sehr stolz auf meine Arbeit“, beschreibt Franz von der Alpe Latschätz oberhalb von Tschagguns seine Eindrücke bei der Rückkehr.

„Der Alpabtrieb ist ein besonderer Tag für die Kühe und das Alppersonal – und beide gehen mit einem gewissen Stolz ins Tal“, so Franz über die farbenprächtige Heimkehr durch das Gauertal. Nach fast 100 Tagen und einem Arbeitspensum von teilweise zwölf Stunden pro Tag überwiegt zwar die Freude, dass alle wieder gesund ins Tal zurückkehren, aber im Gespräch mit den Älplern ist fast ein wenig Wehmut zu spüren, dass der Sommer schon wieder vorbei ist. „Die Zeit ist immer viel zu kurz, denn im Frühling kann man es kaum erwarten, bis man wieder auf die Alpe raufkommt“, erklärt Franz.

Alpabtrieb Alpe Spora | © Montafon Tourismus GmbH Schruns

Ein Festtag im bäuerlichen Arbeitsleben

Der Alpabtrieb wird seit jeher gefeiert und das gesund gebliebene Vieh von den Bauern dankbar empfangen. Der Zug der geschmückten Tiere wird mit Speis und Trank, an manchen Orten auch mit musikalischer Begleitung, erwartet. Besonders herzlich empfangen wird die „Milchstöfleri“ – die Kuh, die den Sommer über die meiste Milch gegeben hat. Sie ist leicht erkennbar an den schönsten und größten „Maien“, dem Blumenschmuck. Während früher die Verteilung des Kopfschmucks nach Größe und Aussehen erfolgte, nimmt heute nur noch sie eine Sonderstellung ein. 

Eine hohe Kunst

Apropos „Maja“. Was hat es damit auf sich, wirst Du Dich vielleicht fragen? Das ist der traditionelle Kopfschmuck, den die Tiere zur Feier des Alpabtriebs auf dem Kopf tragen. Denn musste eine Alpe über den Sommer keine Verluste hinnehmen, wird das Vieh für die Heimkehr ins Tal mit Kränzen und bunten Blumen geschmückt. Um die Hälse tragen die Kühe große – frisch polierte - Glocken, deren kräftiges Läuten böse Geister abwehren soll.

Die Vorbereitungen für das „Maja binda“, wie es im Montafon genannt wird, beginnen bereits eine Woche zuvor. In mühevoller stundenlanger Handarbeit entstehen aus Seidenblumen, Tannenspitzen, Erikakraut, Alpenrosen, Latschenkiefern und Silberdisteln – eben alles was die Natur rund um die Alpen so hergibt - farbenprächtige Kränze und Kronen. Aus Dankbarkeit für einen guten und unfallfreien Alpsommer.

Denn schwieriges Gelände, Wetterstürze, Unfälle und Krankheiten sind nur einige Gefahren, denen Menschen und Tiere dort gleichermaßen ausgesetzt sind. Früher versprach sich die meist religiöse bäuerliche Bevölkerung Schutz und Hilfe von den Viehpatronen Gallus, Martin und Leonhard. Hufeisen und Mariendisteln an Haus- und Stallwänden sollten Unglück fernhalten. Und auch heute noch ist eine Alpe ohne Kreuz undenkbar.

Eine Maienbinderin im Montafon ist Ingrid Moosbrugger, die seit vielen Jahren für die sogenannten „Hutmaien“ auf der Alpe Vergalda verantwortlich ist. „Meine Eltern haben während meiner Kindheit verschiedene Alpen über den Sommer bewirtschaftet. Dabei habe ich mir das Handwerk bei meiner Mama abgeschaut und diese Familientradition führe ich mit viel Liebe fort.“, erklärt uns Ingrid. Für die Maien sammelt sie frische Blumen im Vergaldatal in Gargellen und bindet sie zu aufwändigen Gestecken. Für große Maien benötigt man ungefähr eine Stunde. Die kleineren Hutmaien erfordern ungefähr die halbe Zeit.“, erklärt Ingrid.



Weitere Touren im Alpenmosaik Montafon

Diese Artikel könnten Dich auch interessieren...

Noch nicht das Richtige?
Alle Beiträge