Montafoner Leben Marke

Markenprozess

Wohi gôt's

"Echt Muntafu" Ausgabe 03 / 2017

Seit Monaten wird im Montafon über die neue Markenstrategie gesprochen, diskutiert und gemunkelt. Was hat es wirklich damit auf sich? Steckt da noch mehr dahinter als das Montafoner „Du“? An dieser Stelle überlassen wir das Wort drei Montafonern, die uns ihre Sicht der Dinge schildern.

Das Montafon, die persönlich erfahrbarste Berg- und Lebenswelt der Alpen – mit dieser Positionierung ließ Montafon Tourismus in diesem Frühjahr aufhorchen. Die Ausrichtung der Marke Montafon haben alle zentralen Tourismus-Partner – Gemeinden, Bergbahnen, Gastgebervertreter, Stand Montafon und Vorarlberg Tourismus – gemeinsam erarbeitet. Nun gilt es diese Strategie zu verinnerlichen und umzusetzen. Wir haben mit Ivonne Vallaster, Besitzerin des Bärger Lädili in Bartholomäberg, Tobias Kieber, Besitzer der MoBar und des Oneway in Schruns, und Steffen Volkmann, Gastgeber im Haus Tanafreida in St. Gallenkirch, gesprochen. Sie erzählen uns, wie sie zur Marke stehen.

Das Interview

mit Steffen Volkmann, Ivonne Vallaster und Tobias Kieber

Welchen Bezug habt Ihr zur Marke „Montafon“?
Steffen:
Da ich selber Markenbotschafter bin, kenne ich die Ergebnisse des Markenprozesses sehr gut! Nach den Workshops habe ich gemerkt, dass sich der Markenprozess wahnsinnig manifestiert hat in diesem „Du“ und sich hier viel Widerstand gebildet hat. Doch das ist nicht alles. Es gibt noch so viel Anderes im Montafon, das uns ausmacht und das sich auch in der Markenstrategie wiederfindet.

Ivonne: Ja, das mit dem „Du“ bedarf viel Fingerspitzengefühl. Ob es passt, muss jeder persönlich entscheiden. Und im Grunde genommen soll doch einfach nur vermittelt werden, dass man hier Urlaub bei Freunden machen kann und dass man mit dem Gast ganz normal und freundlich umgeht. Auf eine persönliche Weise.

Tobias: Ganz ehrlich gesagt, finde ich es auch erstaunlich, dass sich alle jetzt so auf das „Du“ eingeschossen haben. Das ist doch nur ein Teil des Ganzen. Hinter der Strategie steckt doch viel mehr.

Abgesehen vom „Du“ – was sagt Ihr zum Markenprozess?
Steffen: Ich bin unglaublich dankbar, dass so ein Prozess überhaupt stattgefunden hat und ein harmonisches Konzept entstanden ist. Jetzt gibt es einen roten Faden, an den jeder mit seinen eigenen Vorstellungen anknüpfen kann, um auf seine Weise die Marke zu beleben. Das ganze Tal als eine Destination zu betrachten, ist für mich eine dringende Notwendigkeit. Gerade bei den komplexen Strukturen und unterschiedlichsten Einzelinteressen ist es besonders wichtig, dass man das Gesamtbild sieht. Ich als Zugezogener kann nur sagen, dass die Infrastruktur und Lebensqualität, die man im Montafon vorfindet, einmalig ist. Das müssen wir vor allem auch für die nachfolgenden Generationen erhalten.

Tobias: Ich bin da ganz bei Steffen. Ich freue mich, dass die Markenstrategie jetzt aufgeschrieben ist und man sie in die Hand nehmen kann. Jetzt weiß ich einfach, welche Richtung wir einschlagen müssen, um gemeinsam weiterzukommen. Auch das Erscheinungsbild (sei es Print oder Online) gefällt mir sehr gut – man merkt auch optisch, dass wir zusammenwachsen.

Ivonne: Auch ich bin sehr dafür, dass wir im Montafon gemeinsame Wege gehen. Davon profitieren wir alle.



„Unsere Heimat ist es wert, dass wir uns für ihre Erhaltung einsetzen.“

Tobias Kieber

Hat die Marke Montafon bereits einen Platz in Eurem Leben und wie setzt Ihr diese um?
Ivonne:
Mir ist wichtig zu betonen, dass wir das Persönliche und Authentische der Marke nicht erst leben, seit es die Marke gibt. Wir haben seitdem vielleicht ein anderes Bewusstsein dafür, was uns als Tourismusregion ausmacht. In unserem Lädili in Bartholomäberg verkaufen wir beispielsweise viele regionale bäuerliche Produkte, die auch sehr gefragt sind. Dazu gehören Montafoner Sura Kees, Bergkäse, Speck, Wurst, selbstgemachte Marmeladen von den Bäuerinnen und eingelegtes Gemüse – also alles, was man sich vorstellen kann. Um unseren Kunden solche Produkte anbieten zu können, arbeite ich eng mit einigen Bartholomäberger Bauern zusammen.

Tobias: Im Winter haben wir sehr viele Gäste aus aller Welt in unseren Lokalen. Im Sommer hingegen leben wir eher von den Einheimischen. Und wir sagen bei uns zu jedem „Du“ – egal ob ein 18-Jähriger oder ein 65-Jähriger vor uns sitzt – und das haben wir auch schon immer so gemacht. Außerdem versuche ich einheimische Mitarbeiter zu bekommen, was aber leider im Nachtgeschäft nicht immer funktioniert.

Steffen: Wir haben in unserem Apartmenthaus Tanafreida den Lobbybereich umgestaltet und eine Montafoner Ecke eingerichtet. Dort gibt es allerlei Bücher über das Montafon, in die der Gast reinlesen und sich informieren kann. Dadurch kommt es immer wieder zu spannenden Begegnungen: Es tauchen Fragen auf oder Gäste erzählen uns ihre persönlichen Geschichten, weil sie etwas schon kennen, schon einmal gehört haben oder schon dort waren. Aber auch auf unserer Webseite sprechen wir die Gäste persönlich an und haben unseren Apartments regionale Namen gegeben.



„Die Marke gibt uns die Orientierung, um auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten.“

Steffen Volkmann

Welche Rückmeldungen bekommt Ihr von Euren Gästen?
Ivonne: Die Gäste schätzen das Authentische bei uns sehr. Wenn sie zu uns ins Lädili kommen, heißt es „Grüaß Di“ und „Pfüat Di“ und nicht „Hallo“ oder „Tschüss“. Das heißt, wir sprechen mit unseren Gästen so, wie man hier im Tal spricht. Oft versuchen sie, den Gruß im Dialekt zu übernehmen und das ist hin und wieder ganz lustig. Ansonsten lieben sie natürlich die Ruhe, die frische Luft und dass sich hier niemand verstellt. Wir haben jedes Jahr Scharen von Gästen im Tal, die sich den Alpabtrieb anschauen. Ich wundere mich immer wieder, wo die alle herkommen. Aber die wollen sehen, wie wir leben und wollen mit den Einheimischen ins Gespräch kommen. Ich habe auch schon oft gehört, dass Gäste sagen: „Hier fühle ich mich wie zuhause.“ Ein größeres Kompliment an uns und unsere Heimat kann es eigentlich nicht geben.

Steffen: Wir erleben immer wieder, dass es die Herzlichkeit und das Authentische ist, das die Gäste bei uns so lieben. Und das oft schon in der dritten Generation. Neue Gäste wissen natürlich noch nicht, wie die Menschen hier im Tal sind und sind dann oft positiv überrascht, weil das eine schöne Ergänzung zu unserer atemberaubenden Naturkulisse ist. Viele von uns sind selbst Ruhesuchende, Naturliebhaber oder Skifahrer. Dadurch fällt es besonders leicht, mit den Gästen auf eine persönliche Ebene zu kommen.

Tobias: Genau. Zu mir kommen viele Gäste, die vor allem von unserer Natur schwärmen und begeistert sind, dass man hier wirklich in eine andere Welt eintauchen kann.

Was wünscht Ihr Euch für die Zukunft im Tal?
Tobias: Vor allem mehr Bewusstsein für unsere Heimat. Die gesamte Infrastruktur nehmen viele Einheimische als Selbstverständlichkeit wahr. Es denkt niemand darüber nach, warum wir ein Fußballstadion, ein Schanzenzentrum oder ein Schwimmbad haben. Die Antwort findet sich oft im Tourismus. Ohne Tourismus wäre wahrscheinlich dafür gar kein Geld da. Genauso ist es mit Supermärkten bis hin zu den Ärzten. Wir sind zwar insgesamt klein strukturiert, aber hier ist ein gemeinsames Leben von Einheimischen und Gästen sehr gut möglich. Darüber hinaus ist es bei uns im Montafon nicht so verbaut und künstlich, wie in anderen Tourismusdestinationen. Wir haben uns nicht verkauft. Andere haben vielleicht mehr Geld verdient, aber darum geht es ja nicht. Es geht darum, dass sowohl wir Montafoner als auch unsere Gäste sich wohlfühlen.

Steffen: Das sehe ich ähnlich. Ich vermisse ein klares Bekenntnis zum Tourismus, also dass man sagt: Wir wollen den Tourismus und wollen ihn gemeinsam betreiben! Wir haben so viel Potenzial. Wir müssen es nur zu nutzen wissen. Was dabei aber nicht vergessen werden darf – und das liegt mir wirklich am Herzen: Unsere Region ist ein Juwel, sie darf nicht für stetig steigende Zahlen ausgelaugt werden. Wir müssen auf der Grundlage leben, auch für die kommenden Generationen eine ressourcenschonende und tourismusverträgliche Destination zu erhalten. Denn bei jeder Marke müssen auch die Inhaltsstoffe stimmen.



„Wir sollten uns ruhig trauen, unseren Gästen zu zeigen, wie wir Montafoner sind.“

Ivonne Vallaster

Unsere Markenregeln

Individuell gestaltet

Sie sollen uns im Alltag begleiten, Unterstützung bei der Umsetzung der Marke Montafon sein und uns dabei helfen, dass sich unsere Gäste im Montafon rundum wohlfühlen und ihr Aufenthalt zu einem besonderen Erlebnis wird.

Unsere Markenregeln - aus dem "Echt Muntafu" Ausgabe 03 / 2017

Wird eine persönliche Erfahrung ermöglicht?

Beispiel:
Die Mountainbike-Tour mit einem einheimischen Bike-Guide ist ein gutes Beispiel dafür, dass individuell zugeschnittene Erlebnisse sehr gut ankommen. Eine Person - in diesem Fall Markus - steht im Vordergurnd. Er versucht, den Gästen "sein" Montafon so authentisch wie möglich näherzubringen und sie daran teilhaben zu lassen. Die Rückmeldungen sind ausschließlich positiv!

"Guata Tag Markus, kaum einen Tag zu Hause und ich vermisse schon wieder die Berge! Wir waren so gut aufgehoben im Montafon, obwohl das Wetter anfangs 'gezickt' hat. Das absolute Highlight war die Biketour vom Samstag, custom made :-)! Wie schon gesagt, ich verstehe alle Bikerinnen (und Biker), dass sie sehr gern mit Dir ausfahren. Deine Art hat mich berührt. Ich wünsche Dir einen guten Tag! Liaba Gruass Astrid."

Wird eine Beziehung aufgebaut?

Beispiel:
Der Besitzer eines Cafés richtet eine persönliche Botschaft an die Gäste und fügt diese auf der jeweiligen Rechnung ein. Das überrascht und stellt eine direkte Beziehung zwischen Gast und Gastgeber her. Darüber hinaus tragen Fotos von Gastgebern oder des Wanderführers auf der Webseite und bei der Bewerbung von Produkten zum Aufbau einer persönlichen Beziehung bei. 

Ist es Teil der Berg- und Lebenswelt?

Beispiel:
Hier lässt sich gut erkennen, wie sich diese Aktivität in den Bergen mit der Montafoner Lebenswelt harmonisch zusammenfügt. Die Einheimische Imelda Dönz begleitet die Gäste in die Bergwelt, die für sie gleichzeitig Lebenswelt bedeutet. Mit ihrem Wissen führt sie die Gruppe in die Eigenheiten ihrer Heimat ein und hat auch noch etwas Selbstgemachtes (Sirup aus Montafoner Holunderblüten) im Angebot. Authentischer geht’s kaum.

"Wir haben in den vielen Jahren ja nun schon einige Bergtouren unternommen und in den letzten Jahren auch schon einige Male das tolle Angebot BergePLUS genutzt. Die Wanderungen sind abwechslungsreich und sehr interessant gestaltet. Wir möchten aber diesmal eine Wandertour, an der wir in diesem Jahr teilgenommen haben, besonders hervorheben: Das "Lamatrekking“ mit Bergführerin Imelda Dönz. Uns hat das persönliche und natürliche von Imelda Dönz sehr beeindruckt und die Mühe die sie sich gemacht hat, ihr umfangreiches Wissen über die schöne Berg- und Pflanzenwelt ihren Wandergästen näherzubringen. Und nicht zu vergessen ist ihr selbstgemachter Holundersaft, zur Stärkung während der Wanderung.

Ilse und Günther"

Ist die Marke klar als Absender erkennbar?

Beispiel:
Wenn man ans Ende seines Schreibens an den Gast noch einen Hinweis mit unserem „Du“ einfügt, ist das ein zuvorkommender und freundlicher Abschluss. Man lädt den Gast so auf eine persönlichere Ebene ein und liefert gleich die Erklärung dazu. Es muss klar die Marke Montafon als Absender erkennbar sein. Die Antwort aus diesem E-Mail-Beispiel zeigt: das stößt auf Zustimmung!

"Grüäzi Margit,

So gfallts mr, i bin uf 937 M.ü.M. und sägä au liäbr Du. I bin ez no ö Schritt witer gangä und schribä Diälekt wiä mr dr Schnabl gwagsä ischt. Übrigens letzte Woche waren wir in der Vergaldaalpe. Super Surächääs. Ich freue mich auf diesen Anlass,
äbäfalls liebi Grüass usm Nachbartal

Am 9. August 2017 um 11:44 schrieb Montafon Tourismus - Ganahl
Margit <Margit.Ganahl@montafon.at>:

Grüaß Di*, Hans-Peter!
Danke für Deine Anmeldung für den 25. August 2017 für die Theaterwanderung „Auf der Flucht“. Gerne bekomme ich noch eine Mobiltelefonnummer von Dir! Wünsch dir jetzt schon eine unvergessliche Wanderung it dem Teatro Caprile!
Schöni Grüaß usam Gargälla
Margit"

Wird ein einfacher Zugang ermöglicht?

Beispiel:
Besonders zuvorkommend ist es, wenn man seinen Gästen ein zusätzliches Angebot machen kann. Obwohl eine Aktivität bereits ausgebucht war, wurde bei diesem Beispiel eine weitere Tour auf die Beine gestellt. Generell tragen zum einfachen Zugang natürlich auch eine gut ausgebaute Infrastruktur (Wege- und Verkehrsnetz) und unkomplizierte Buchungsmöglichkeiten bei.

"Beeindruckt hat mich auch ihr Engagement als Tourismusverband: Wir hatten bereits April Touren online reserviert, aber am 17.08. war bereits alles ausgebucht. So hatte ich nachgefragt, ob die Möglichkeit bestünde, die Tour „Durch das malerische Rätikon“ doch noch zu machen zu können. Ich hätte großes Verständnis dafür gehabt, wenn das nicht gegangen wäre. Julia sagte mir, dass eine ganze Schulklasse gebucht sei und somit ein Dazubuchen eher keine gute Idee wäre. Nach einigen Wochen erhielt ich von Julia Eckart eine Mail, dass sie einen weiteren Bike Guide organisiert habe und wir die Tour nun reservieren könnten. Das fand ich echt klasse und in keiner Weise selbstverständlich – und habe es deswegen auch auf Ihrer Facebook-Seite gepostet. Für all das möchten mein Mann und ich DANKE sagen – wir kommen total gerne wieder in die tolle Natur des Montafon und nutzen sehr gerne wieder BergePLUS!

Sinikka und Reinhard"