An die Winterstiefel schnallen, fertig, los!

Jetzt, wo der Winter allmählich das Feld räumt und dem Frühling weicht, sehnen sich unsere müden Ski-Beine nach etwas Leichtfüßigkeit. Deshalb habe ich heute mal die klobigen Skischuhe zu Hause gelassen und gegen federleichte, Bärentatzen-ähnliche Schneeschuhe getauscht. Im Montafon gibt es zahlreiche Schneeschuhwanderwege, die erkundet werden möchten, um die teils unberührte schneebedeckte Landschaft zu bestaunen. Ich entschied mich aufgrund der vielversprechenden (fast sommerlichen) Verhältnisse für eine geführte Schneeschuhwanderung zum Silvrettasee.

Zur „Kurve 29“ bitte!

Ausgangspunkt ist die Talstation der Vermuntbahn in Partenen. Das beschauliche, aber entzückende Partenen - so sagen die Montafonerinnen und Montafoner - ist noch lange bis ins Frühjahr hinein Ausgangsort für ungeahntes Schneevergnügen, also immer einen Abstecher wert. Von Schnee im Tal ist so langsam aber sicher keine Spur mehr, weshalb es umso schwieriger zu glauben scheint, dass wir Mitte April ein derart schneereiches Gebiet vorfinden sollen. Wir lassen uns überraschen.

Unsere Wanderführerin Catharina empfängt unsere Gruppe für die anstehende Schneeschuhwanderung mit einem bunten Strauß an Winterausrüstung. Natürlich, neben passenden Schneeschuhen, werden wir mit höhenverstellbaren Stöcken sowie der notwendigen Lawinenausrüstung ausgestattet. Die Vorfreude steigt und steigt, die Stimmung könnte derweil nicht ausgelassener sein.

Eine kurzweilige Gondelfahrt wartet auf uns, bevor - oben angelangt - alle Passagiere auf zwei wartende kleine Tunnelbusse verteilt werden. Der Bus schlängelt sich durch alte freigelegte Stollentunnel hoch in Richtung Bergplateau. Es fühlt sich während der Fahrt schier an, als hätten wir uns als Expedienten auf den Weg zu einem Bergwerk gemacht. Nach Verlassen der Tunnels und ein paar weiteren Spitzkurven ertönt es vom Busfahrer plötzlich „Schneeschuhe, alle aussteigen!“. Catharina hatte ihm zuvor mitgeteilt, wo genau wir mit unserem Aufstieg beginnen: Es ist Kurve 29.

Die Sonne scheint, der Schnee, der bleibt.

Es ist still. Die Winterkulisse vermittelt schon jetzt eine ungewohnte Ruhe. Catharina erhebt derweil ihre Stimme, erklärt uns wie wir die Schneeschuhe richtig anziehen und schon startet das große Stapfvergnügen. Catharina weist uns auf den ersten Metern in die richtige Gangart ein: Flaches Gelände bis zu mäßiger Steigung lässt sich mit der normalen Gehtechnik begehen. Sobald man steile Hänge quert, werden die Schneeschuhe einspurig, also voreinander gesetzt. Steighilfen, ähnlich wie bei Tourenskischuhe, können zudem hilfreich sein, die wir aber zu keiner Zeit auf unserer Tour brauchen. Bergab hilft einem das Rutschen bei leichter Rückenlage den Hang hinab zugleiten. Wir gewöhnen uns schnell daran und können uns voll und ganz auf die Umgebung konzentrieren.

Auf den Spuren der Alpentiere

In dem leicht zugänglichen Gelände entdecken wir schnell Tierspuren im Schnee. Catharina macht uns darauf aufmerksam, dass diese von einem Birkhuhn stammen könnten, die ihren Unterschlupf in kleinen Schlupflöchern nahe freiliegender Gebüsche und Sträucher aufsuchen, um bspw. die Samen der heimischen Latschenkiefer einzusammeln. Nachdem wir einmal die derzeit unbefahrene Silvretta-Hochalpenstraße überqueren müssen, wandern wir nun in der prallen Sonne, direkt unterhalb eines Hanges. Linkerhand sehen wir eine Herde mit Gämsen. Nicht unweit von der Stelle weilt sogar ein Steinbock, der uns mit seinem massiven Geweih überrascht und für Staunen sorgt. 

Leichtfüßig durch den Frühlingsschnee  Impression #1

Soweit das Auge reicht

Immer wieder eröffnen sich uns atemberaubende Blicke auf das vor uns liegende Gebirgsmassiv. Ein Blick über die rechte Schulte offenbart uns den höchsten Berg Vorarlbergs, der Piz Buin. Aus der Ferne, ausgehend von den hohen Gipfeln der Silvretta-Bielerhöhe, kommen zahlreiche Fahrspuren zum Vorschein, die meist von Tourengeherinnen und Tourengehern hinterlassen werden. Catharina klärt uns bei den Trinkpausen immer wieder über die Gegend auf und was wir noch so unternehmen können. Wir sind nun mehr als zwei Stunden im Gelände unterwegs als wir über eine Kuppe gehend auf den glasklaren Silvrettasee herabblicken. Die Sonne hat bei wolkenlosem Himmel heute freie Bahn, weshalb der See die Konturen der Berge und den Kontrast zwischen Schnee und Gestein besonders schön zur Geltung bringt. Fantastisch! Das Endziel unserer Tour ist damit erreicht.

Zum krönenden Abschluss haben wir es uns auf der Sonnenterrasse eines Berggasthofes gemütlich gemacht, um die einmalige Stimmung mit Blick auf den glasklaren Silvrettasee aufzusaugen und, als wenn es nicht schon genug gewesen wäre, reichlich Vitamin D zu tanken. Nach einer Stunde sind wir wieder zu den Bussen zurückgekehrt, die nur einige Meter entfernt abfahrtsbereit auf uns für die Rückreise gewartet haben.

Noch bis zum 01. Mai lässt sich die Silvretta-Bielerhöhe in ihrer vollen Pracht für winterliche Ausflüge erkunden.

Mein Frühlingstipp

Die Tour ist eine willkommene Abwechslung im Alltag und ist geradezu für den Frühling prädestiniert für alle, die nicht genug von Schnee bekommen. Wer sich nicht mit Skiern an seinen Füßen anfreunden kann oder mal entspannt abseits der Pisten unterwegs sein möchte, der ist bei dieser einsteigerfreundlichen Schneeschuhwanderung genau richtig.

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