Der Zauber der Montafoner Alpenflora

Lass Dich von den Düften und den vielfältigen Farben verzaubern.

Das Montafon ist ein kunterbuntes Paradies voller Alpenpflanzen. Man wird von Gerüchen, Düften und Farben verzaubert. Unglaublich ist die Vielfalt an Heil- und Gewürzpflanzen, die im Frühsommer in den Wiesen aus dem Boden sprießen. Kaum etwas anderes spricht unsere Sinne und unser Wohlbefinden in so vielen Facetten an.

Als Montafoner Natur- und Wanderführerin nehme ich Dich mit auf meine einzigartige Naturführung zu den Montafoner Heilpflanzen. Lass Deine Neugier und Begeisterung für unsere beeindruckende Naturvielfalt in diesem Magazinbeitrag wecken:

Augen auf, es gibt so viele Kräuter und Blumen zu entdecken

Meine Wanderung beginnt am Sonnenbalkon des Montafon, und zwar in Bartholomäberg - einer meiner persönlichen Sehnsuchtsorte. Ein Kraftplatz zum Innehalten, Sonne tanken und die Natur in vollen Zügen zu genießen.

Nur wenige Schritte vom Ausgangspunkt entfernt versteckt sich ganz unscheinbar am Wegesrand der Bergthymian. Aus getrocknetem Thymian lässt sich köstliches Thymiansalz herstellen, das Fisch, Fleisch und Gemüse einen besonderen Geschmack verleiht. Wertvoll ist zudem seine entzündungshemmende, antibakterielle und schleimlösende Wirkung. Mit Honig zu Thymianhonig verarbeitet, kann man eine Erkältung und auch Magenbeschwerden natürlich behandeln.

Das Summen einer Hummel lässt meinen Blick auf den hohen, lilafarbenen Wiesensalbei schleifen. Raffiniert ist der Wiesensalbei was die Bestäubung betrifft, die hauptsächlich Hummeln erledigen. Um an den köstlichen Nektar zu kommen, müssen sie ihren Rüssel ganz tief in die Blüte stecken, wobei sie einen Hebelmechanismus auslösen. Blitzschnell senken sich die oberen Staubblätter wie bei einem Schlagbaum und streifen ihren Blütenstaub auf dem behaarten Hummel-Hintern ab. Wenn die Hummel zur nächsten Wiesensalbei-Blüte fliegt, bringt sie auch den befruchtenden Pollen mit.
Die Blätter eignen sich wunderbar als Gewürz und die Blüten zum Aromatisieren von Öl und Essig. Salbeibutter und frittierter Salbei sind ein wahrer Gaumenschmaus. Auch diese Alpenpflanze wirkt desinfizierend, beruhigend, verdauungsfördernd und hilft bei Erkältung, Blähung und unreiner Haut.

Löwenzahn | © Stefanie Peiker

Die Löwenzahnblüte

Reges Treiben herrscht auf dieser kunterbunten Blumenwiese. Die fleißigen Bienchen fliegen von einer gelben Löwenzahnblüte zur nächsten. Unglaublich, was sich in dieser Pflanze alles verbirgt. Die Wurzeln können zu geröstetem Wildkaffee verarbeitet werden, die jungen Blätter peppen jeden Salat auf und die gedünsteten Blütenknospen schmecken wie Rosenkohl. Als gelernte Konditorin stelle ich liebend gern Löwenzahnblütensirup und verzaubernde Löwenzahnmarmelade her. Löwenzahn ist entzündungshemmend, krampflösend und appetitanregend. 

Brennessel | © Stefanie Peiker

Die Brennessel

Als ich mich ins Gras beuge, um den wunderschönen Schwalbenschwanz Schmetterling genauer zu beobachten, nesselt mich plötzlich eine Brennnessel. Gemein und schmerzvoll wie sie ist, würde man ihr kaum zutrauen, dass sich in ihr viel Wertvolles verbirgt. Die Brennnessel ist eine wahre Vitamin C Bombe, regt den Stoffwechsel an und wirkt blutreinigend. Das beschwerliche Pflücken mit Handschuhen lohnt sich auf jeden Fall, denn gekocht als Spinat kann man viele Gerichte damit verfeinern. Ob Knöpfli, Knödel oder Suppe - als Hobbyköchin oder Hobbykoch kann man mit Brennnesseln der Fantasie freien Lauf lassen.

Spitzwegerich | © Stefanie Peiker

Der Spitzwegerich

Nun ist es Zeit, das unangenehme schmerzende Brennen der Brennnessel zu bekämpfen. Ich blicke zu Boden und schon schaut mir ein Spitzwegerich entgegen. Fest zerdrücke ich ihn bis der grüne Saft entweicht und streiche diesen auf die brennenden Stellen. Sofort hört der Schmerz auf. Auch bei Insektenstichen wird das Jucken und Anschwellen verhindert. Offene Wunden können ebenfalls mit Spitzwegerich behandelt werden. In der Küche können die jungen Knospen roh oder gedünstet eingesetzt werden, der Geschmack ähnelt Champignons. Die Blätter sind als Spinat verzehrbar. Zudem wird der Tee und Sirup als Heilmittel bei Husten und Bronchitis angewendet.

Die Waldbeere & der Wiesenklee

Ich biege auf ein kleines Wurzelweglein, das in einen Fichtenwald führt, ab. Ich habe Guster auf eine kleine Stärkung und blicke auf den Waldboden. Siehe da, ich entdecke ein paar Walderdbeeren. Zum Naschen zwischendurch aber auch als Marmelade schmecken sie vorzüglich. Die Blätter verleihen Salaten einen besonderen Pfiff und die enthaltenen Gerbstoffe lindern Entzündungen der Mundschleimhaut.

Als ich den Wald durchquert habe, eröffnet sich ein wunderschönes Plateau, auf dem sich das historische Bergwerk befindet. Ich beschließe den Moment zu genießen und lasse mich gemütlich auf einer Bank nieder, packe meine Fotokamera aus und halte die wunderschöne Aussicht auf die markanten Gipfel des Rätikon fest. Die pinken Blüten des Wiesenklees verleihen meinem Foto das gewisse Etwas. Ich nasche eine Blüte, die zuckersüßen Nektar enthält. Auch im Obstsalat und auf Kuchen oder zum Aromatisieren von Sirup und Säften ist die Blüte des Wiesenklees köstlich.

Schafgarbe | © Stefanie Peiker

Die Schafgarbe

Ich setze meine Wanderung zum Fritzensee fort. Wunderschön eingebettet in die Maisäßlandschaft ist der Bergsee zu jeder Jahreszeit faszinierend. Er ist wertvolles Zuhause von Fröschen, Libellen und Molchen, die ich als Naturführerin liebend gern beobachte. Ich setze mich an die Hauswand eines Maisäß und packe meine Jause aus: frischer Topfen von unserem Bauernhof und selbstgebackenes Brot, das ich nun noch verfeinern will. Suchend nach einem passenden Bergkraut blicke ich zu meinen Füßen. Hurra, hier wächst die Schafgarbe. Sie eignet sich bestens für Kräutertopfen, Kräuterbutter, Salat und Suppen. Auch getrocknet als Kräutersalz und Tee findet sie Verwendung. Sie ist wohltuend bei Magen-Darm-Beschwerden und wirkt entzündungshemmend und entkrampfend. Verziert wird mein Kräuterbrötchen noch mit einer Gänseblume.

Der Sauerampfer & der Silbermantel

Gemütlich esse ich meine Jause und sehe dem zufriedenen Montafoner Braunvieh beim Grasen zu. Die saftigen und blumenreichen Bergwiesen scheinen den Kühen zu schmecken. Nur den Sauerampfer lassen sie stehen, ihr Instinkt sagt ihnen schon, dass dieser giftig auf sie wirkt.  Schon in meiner Kindheit habe ich die jungen, fein säuerlichen Blätter zum Naschen zwischendurch geliebt. Sie strotzen vor Vitamin C und können zum Verfeinern von Salaten, Suppen und Saucen verwendet werden. Aus Erfahrung kann ich berichten, dass zu viel Sauerampfer zu Bauchschmerzen führen kann, trotzdem gilt Sauerampfer als Heilmittel gegen Magenbeschwerden.

Wohl gestärkt und erholt begebe ich mich auf den Rückweg. Der Tag neigt sich langsam dem Ende zu und die letzten Sonnenstrahlen blinzeln zwischen den Bergspitzen hervor. Ich liebe das besondere Licht bei Sonnenuntergang. Ich lasse meinen Blick herumschweifen und stoße auf etwas silbrig Glitzerndes. Es ist der Silbermantel, auch Alpen-Frauenmantel genannt. Wie der Name schon vermuten lässt, wird dem Heilkraut eine besondere Wirkung in der Frauenheilkunde zugeschrieben. Reich an Pflanzenhormonen hilft der Tee aus den Blüten bei Frauenbeschwerden, Beschwerden der Atmungsorgane, Schlaflosigkeit und Kopfschmerzen.

 

Erholt von meiner Wanderung in der Natur gehe ich zufrieden und voller Energie nach Hause.

Achtung: Sammle nur Wildkräuter die Du sicher kennst, am besten nimmst Du immer eine Bestimmungsliteratur mit und pflückst Blatt für Blatt einzeln. Abseits vom Wegesrand, gehe nicht in frisch gedüngte Wiesen und halte Dich bitte fern von Weidevieh.

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