Und die nicht alltägliche Abfahrt ins Tal

Man könnte sie auch die prätentiöse Diva unserer Bucketlist nennen. Mal lag nicht genug Schnee, dann fehlte es am Guide, ein anderes Mal passte die Lawinensituation nicht. Doch an einem kalten Februartag fügte sich alles und unsere Geduld wurde endlich belohnt.

Was ist eigentlich an der Zamangspitze als Freeride Hotspot so besonders? Ist es ihre leichte Erreichbarkeit? Die zahlreichen, nach Osten ausgerichteten Top-Abfahrten? Die großartige Aussicht? Auch wenn das schon genügend Gründe wären, müssen wir diese Fragen alle mit Nein beantworten. Denn das Besondere für uns ist ganz sicher die Abfahrt nach St. Gallenkirch. Die ist nämlich aufgrund ihrer südlichen Ausrichtung nicht so oft fahrbar, wie wir das gern hätten.

An jenem Tag im Februar passte einfach alles: Lawinensituation, Neuschnee, Wetter und Guide. Apropos Guide: Bei dieser Abfahrt gibt es schlichtweg zu viele Möglichkeiten, falsch abzubiegen. Auch ein paar der steileren Hänge in Gipfelnähe sollten besser gemieden werden. Hinzu kommt die häufige Lawinengefährdung (Vorsicht bei tageszeitlicher Erwärmung!). Deswegen möchten wir Euch an dieser Stelle wirklich einen Berg- oder Skiführer ans Herz legen.

Unser Startpunkt war die Bergstation der Panoramabahn im Skigebiet Silvretta Montafon. Von dort brauchte es eine kurze aber beherzte Schussfahrt den Gegenhang hoch bis zur Skiroute Nr. 11 „Zamang“. Wir wollen hier gar nicht erst von einem Aufstieg sprechen, weil die zu überwindende Strecke über den Grat nur etwa 400 bis 500 Meter lang ist.

Die Hälfte konnten wir schiebend überwinden, doch an einem Punkt mussten wir dann die Ski am Rucksack festmachen und zu Fuß weiter laufen. Am Ende der Strecke gab es fürs Abenteuerfeeling noch eine kleine Kletterei am Drahtseil. Schwupps, die letzten Meter hoch zum Kreuz und der anstrengende Teil war geschafft.

Oben angekommen galt es, erstmal die phantastische Aussicht zu bewundern. Sämtliche Gipfel der Montafoner Gebirgsketten reihen sich hier im grandiosen 360°-Panorama aneinander: Zimba, Drei Türme, Sulzfluh, Madrisa im Rätikon, Valisera, Litzner, Piz Buin in der Silvretta und Valschavieler Maderer, Lobspitze im Verwall.

Gefühlte 20.000 Fotos später ging es endlich los. Zuerst fuhren wir Richtung Südwesten ein Stück am Grat entlang bis zu einem traumhaften Pulverschnee Hang mit Blick ins Tal. Nacheinander zogen wir unsere Spuren in den unberührten Tiefschnee. Ein Blick zurück und schon ging es im kupierten Gelände zwischen Latschen und Büschen hindurch weiter. Und schließlich wurde es mal kurz steil, um dann wieder in einem weiten flacheren Hang an der tief verschneiten 

 zu münden. Die Lawinengalerie wurde dabei großräumig umfahren. Nicht ohne Grund, denn die Hänge rutschen gern ab.

Skitour Zamangspitze | © Montafon Tourismus GmbH Schruns, Nina und Dirk Posay

Von der Alpe aus ging es im abwechslungsreichen Zick-Zack Kurs weiter ins Tal. So fuhren wir über sanfte Hänge, vorbei an kleinen Waldstücken und sogar quer durch eine typische Montafoner Maisäßlandschaft auf den Forstweg.

Der führte uns schließlich zu den ersten Häusern am Ortsrand von St. Gallenkirch. Was für ein Glück, dass ausreichend Schnee auf den Wiesen im Tal lag. So konnten wir – mit kleinen Unterbrechungen, um die Straßen zu überqueren – bis zur L86 kurz vor die Talstation abfahren. Besser hätte der Tag nicht sein können.

PS: Wir haben natürlich immer die nötige Lawinenausrüstung bei uns: Rucksack, Schaufel, Sonde und LVS als Minimum. Ohne gehen wir niemals ins Gelände. Gleich unterhalb der Zamangspitze an der Alpilabahn gibt es übrigens ein prima Trainingsfeld, um den Umgang mit dem Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS) zu üben.

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