Winterparadies Montafon

Unser erstes Mal Eisklettern

Eisklettern stand schon lange auf unserer Bucketlist. Auch wenn wir keine Kletterprofis sind, sondern lieber gesichert im Klettersteig die Berge hochsteigen, reizte uns die Vorstellung mit Pickel und Steigeisen an einer Eiswand zu hängen. Als wir gelesen haben, dass auf der Silvretta-Bielerhöhe im Montafon ein 2,5-stündiger Schnupperkurs zum Eisklettern angeboten wird, haben wir gar nicht lange überlegt, sondern uns sofort angemeldet. 
Wir sind im Winter viel in den Bergen unterwegs, doch so ein Angebot haben wir noch nirgends gesehen. Skifahren kann man fast überall, aber Eisklettern? Und das Tolle daran: Auch Anfänger können hier mitmachen. Der Wille und die Vorfreude waren da, also planten wir unser Vorhaben weiter und es wurde sogar noch besser:

Mit der BergePLUS Gästekarte zahlt man nämlich nur die Hälfte beim Schnupperkurs Eisklettern. Für gerade einmal 32,00 € (mit Gästekarte) bekommt man im Montafon das pickelharte Erlebnis wirklich zu einem super Preis. Bergführer, Ausrüstung und jede Menge Spaß sind inklusive, nur die Tickets für die Vermuntbahn (42,00 € p.P.) kommen noch hinzu. Jeder, der in einem der 200 BergePLUS Partnerbetriebe im Tal nächtigt, bekommt viele Aktivitäten kostenlos (BergePLUS Basisprogramm) oder um 50% vergünstigt (BergePLUS Premium-Programm), wie den Eiskletter-Schnupperkurs. 
Das Eisklettern wird einmal wöchentlich angeboten zu verschiedenen Uhrzeiten und wir hatten das Glück, genau an diesem Tag anzureisen. Checkpot!

Montafon Winter Skigebiet | © Killinger Thomas Lipp Nina GbR, Traveloptimizer

Bevor es losgeht

Bevor wir mit dem coolen Erlebnis – im wahrsten Sinne des Wortes – starteten, mussten wir erst mal unser Equipment checken und natürlich stellte sich uns die Frage: Was brauchen wir eigentlich zum Eisklettern? Ein kurzer Check der BergePLUS-Website und wir waren um einiges schlauer. Wir haben folgendes eingepackt:

  • Einen leichten Tagesrucksack (15-25 Liter) 
  • Warmes Getränk
  • Sonnenschutz
  • Snacks 
  • Wasserdichte Outdoor-Kleidung (Jacke, Hose, Handschuhe)
  • Bergschuhe mindestens der Kategorie B/C oder leichte Skitourenschuhe

Das restliche Equipment wie Klettergurt, Seil, Sicherungsgerät, Helm, Pickel und Steigeisen werden vom Bergführer gestellt. Vor allem das richtige Schuhwerk ist Grundvoraussetzung, damit die Steigeisen richtig befestigt werden können. Wer keine besitzt, kann sich welche beim Sport Stöckl in Partenen ausleihen.
Da wird nicht wussten, wie kalt es beim Eisklettern tatsächlich wird, haben wir uns extra dicke Sachen angezogen. Wir haben beim Klettern aber relativ schnell festgestellt, dass wir uns die Zusatzschicht sparen hätten können, denn wenn die Sonne scheint und man klettert, wird man nicht frieren, im Gegenteil.

Montafon Winter Skigebiet | © Killinger Thomas Lipp Nina GbR, Traveloptimizer

Wenn die Reise zum Erlebnis wird

Vollgepackt, leicht nervös und viel zu warm eingepackt standen wir also nun am Parkplatz bei der Vermuntbahn in Partenen. Treffpunkt mit dem Bergführer war oben auf der Silvretta-Bielerhöhe beim Madlenerhaus. Gut, dass wir genügend Zeit für die Anreise eingeplant haben, denn die kleine Gondel fährt nur alle 15 Minuten und befördert die Gäste von Partenen zur Bergstation.
Anschließend sind wir umgestiegen in einen Kleinbus (Bild). Wir haben beim Parkplatz bereits den Tipp bekommen, uns im Bus die erste Reihe zu sichern und die Fahrt zu genießen, denn teilweise kommt etwas Achterbahn-Feeling auf. Der Busfahrer muss die Strecke auf jeden Fall sehr gut kennen, denn er fuhr durch alte Stollen des ehemaligen Bergwerks. Links und rechts blieben nur wenige Zentimeter zwischen Bus und Tunnelwand. Der Busfahrer hat uns souverän durchmanövriert, dennoch war das schon ein echtes Erlebnis zu Beginn.
Der Ausstieg erfolgt direkt beim Madlenerhaus unterhalb des Silvrettasees. Wir sind aber noch nicht direkt beim Treffpunkt ausgestiegen, sondern noch ein paar Meter weitergefahren zum Stausee. Insgesamt haben wir ca. 45 Minunten vom Parkplatz bis zur Silvretta-Bielerhöhe gebraucht.
Da wir noch etwas Zeit hatten, sind wir noch ein Stück am Silvrettasee herumspaziert.

Idyllisch trifft es am besten

Die Silvretta-Bielerhöhe ist einfach ein Paradies für Naturliebhaber. Da wir im Sommer schon mal am See waren – allerdings im E-Bikes – wollten wir uns die Aussicht auf den See und den dahinterliegenden Piz Buin, dem höchsten Berg in Vorarlberg, auch im Winter nicht entgehen lassen. Wenn man die Silvretta Bielerhöhe im Winter mit einem Wort beschreiben müsste, dann wäre das auf jeden Fall „idyllisch“.
Hier gibt es kaum Skilifte, sondern Natur pur. Man hört, wie sich das Eis auf dem teils zugefrorenen See bewegt und sieht eine schneebedeckte Landschaft, soweit das Auge reicht. Während man nämlich im Sommer über die Silvretta-Hochalpenstraße bis zum Stausee fahren kann, erreicht man den Ort im Winter nur über die Vermuntbahn und den Tunnelbus. 

Wer ein riesiges Skigebiet sucht, wird hier nicht fündig werden, denn es gibt nur einen Schlepplift. Aber alle Abenteuerlustigen können bei der Silvretta-Skisafari ihren Spaß erleben. Dabei wird man unter anderem auf Skiern mit der Pistenraube gezogen. Dieses Angebot klingt verlockend für uns, deshalb hoffen wir, dass es auf jeden Fall ein „nächstes Mal“ geben wird im Montafon.
In der Gondel und im Bus trafen wir außerdem Langläufer, Skitourengeher und Spaziergänger. Da die Silvretta Bielerhöhe auf über 2.000 Metern liegt, ist der Schnee im Winter hier garantiert. So eine ruhige Naturschönheit, die aber trotzdem für jedermann zugänglich ist, findet man sehr selten.

Dem Eis ganze nah: „Learning by doing“

Mit einem Blick auf die Uhr wurde es Zeit zum Madlenerhaus zurückzuspazieren. Wir konnten es bereits von der Staumauer aus sehen, den Eisklettergarten allerdings nicht, was uns etwas stutzig machte. Das Rätsel sollte sich allerdings bald lösen.
Bei der Hütte trafen wir auf unseren Bergführer Beat. Dass hier gerade Beat Kammerlander, der weltberühmte Kletterer, vor uns stand und uns die Steigeisen am Schuh befestigte, wurde uns erst während des Schnupperkurses bewusst, als uns ein anderer Kursteilnehmer darauf hinwies. Wir fühlten uns richtig geehrt, von einem Profi wie ihm beim Eisklettern Tipps zu bekommen.
Bevor wir uns an die Eiswand wagten, bekamen wir von Beat eine kleine Einführung und die Ausrüstung. Insgesamt waren wir zu viert beim Eiklettern-Schnupperkurs. Unser Bergführer ist individuell auf unsere Könnerstufe eingegangen. Wir persönlich gehen 1-2 Mal im Jahr in eine Kletterhalle und lieben Klettersteige im Sommer. „Das Klettern am Eis ist nicht vergleichbar mit dem Klettern am Fels oder in der Halle“, meinte Beat. Er versicherte uns, dass es für Kletter-Anfänger sogar einfacher wäre. Anders als beim Klettern am Fels, müsse man sich nämlich nicht wirklich an Griffen orientieren.
Technisch gesehen sollte man aber auf ein paar Dinge achten:

  • Der Pickel wird mit viel Kraft aus dem Handgelenk mit fast gestrecktem Arm ins Eis geschlagen.
  • Mit einem lockeren Schwung aus dem Knie werden die vorderen Steigeisen-Spitzen ins Eis gekickt.
  • Nicht auf die Fußspitzen stehen! Beim Eisklettern steht man möglichst horizontal in den Steigeisen.
  • Die Hüfte sollte immer Richtung Eis gerichtet sein.
  • Im Idealfall drückt man sich aus der Kraft der Beine nach oben, statt sich hochzuziehen.
  • Der Sichernde sollte immer Acht geben vor herunterfallenden Eissplittern.

Die Theorie war in wenigen Minuten abgehakt, nun hieß es: „Einfach probieren“. Mit Steigeisen, Seil und Pickel ging es Richtung künstliche Eiswand, die sich direkt neben dem Madlenerhaus in einer kleinen Schlucht befindet. Kein Wunder, dass wir sie von der Staumauer oben nicht sehen konnten. Die Eiswand war ca. 10 Meter hoch und oben befanden sich vier verschiedene Sicherungsstellen, an denen Beat im Vorfeld die Seile anbrachte. Niemand von uns musste also im Vorstieg hochklettern, sondern wir waren durchgehend gesichert im Toprope.  
Beat zeigte uns zu Beginn wie man die Steigeisen und Pickel am Eis richtig einsetzt. Danach waren wir dran: „Learning by doing“ sozusagen. 

Adrenalin & Erfolgserlebnis

Die ersten Schritte mit den Steigeisen waren ungewohnt. Wir mussten darauf achten, möglichst viel Fläche und möglichst viele Zacke am Eis zu platzieren. Wenn man den Fuß richtig ins Eis stampfte, war der Stand relativ sicher – ein großer Unterschied zum Klettern am Fels unserer Meinung nach. Der Umgang mit dem Eispickel war anfangs gar nicht so einfach. Es braucht etwas Gefühl, um ihn fest ins Eis zu schlagen, damit er stabil als Griff dient. Schlägt man ihn zu fest oder im falschen Winkel hinein, besteht die Gefahr, ihn nicht mehr rausziehen zu können. Wenn er klemmte, mussten wir viel Kraft aufwenden, um ihn wieder herauszuziehen, dabei wurde uns echt warm.

Aber Schritt für Schritt und Schlag für Schlag arbeiteten wir uns an der Eiswand nach oben. Es gab schwerere und leichtere Routen. Bereits bei zweitem Anlauf schafften wir es, die Wand bis nach oben zu klettern und wurden anschließend wieder angeseilt. Puh, war das anstrengend. Aber es machte wahnsinnig viel Spaß. Unsere kleine Gruppe feuerte sich gegenseitig an, Beat gab uns wertvolle Technik-Tipps und wir wechselten uns beim Sichern und Klettern immer wieder ab.

... und Schlag für Schlag

Bei unserem Einsteiger-Kurs waren wir durchgehend gesichert, es konnte also nichts passieren. Selbst wann man abrutschte, bekam man im schlimmsten Fall ein paar blaue Flecken. 
Wir waren überrascht, wie schnell wir Fortschritte machten und wie schnell die Zeit verging. Jeder von uns konnte ca. 4 bis 6 Mal die Wand hochklettern. Obwohl wir beim Klettern immer wieder Pausen machten, ließ die Kraft in den Armen und Beinen nach 2,5 Stunden nach. Was uns außerdem überrascht hat: Selbst nachdem die Sonne am Nachmittag dann in der Schlucht verschwand, war uns zu keinem Zeitpunkt kalt. 
Bevor es mit dem letzten Bus um 16:00 Uhr wieder zur Bergstation der Vermuntbahn ging, hat sich unsere Kletter-Gruppe noch eine heiße Schokolade im Madlenerhaus gegönnt und Beat hat von seinen bisherigen Kletter-Abenteuern erzählt.
An den darauffolgenden Tagen hat uns ein kleiner Muskelkater im Oberkörper weiterhin an dieses einmalige Erlebnis erinnert. 
 

Montafon Winter Skigebiet | © Killinger Thomas Lipp Nina GbR, Traveloptimizer

Weitere Highlights im Montafon

Wir waren allerdings noch weitere drei Tage im Montafon und haben unseren kurzen Winterurlaub dort in vollen Zügen genossen. Wir waren beim Skifahren, haben bei einer Feuerschalenwanderung teilgenommen und uns im Schnee ein Picknick-Plätzchen gebaut am Kristberg. „Auf die Plätze, fertig, los“ hieß es beim Nachtrodeln in Garfrescha. Das hat so viel Spaß gemacht, dass wir uns am nächsten Tag bei der Winterwanderung zu Lindauer Hütte gleich nochmal einen Rodel ausgeliehen haben.

Alle Infos zu unseren Erlebnissen haben wir auf unserem Reiseblog traveloptimizer.de und in einer Podcastfolge zusammengefasst.

Den Blogartikel und Podcast zu unserem Winterurlaub im Montafon findest du hier.

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